In diakonischer Arbeit wird Nächstenliebe konkret

Reutlinger Diakonieverband feiert 20. Geburtstag am Sonntag, 10. Juli, mit einem Festgottesdienst und anschließendem Beisammensein neben der Christuskirche

„Der Diakonieverband ist absolut lebendig, es gibt einen Mehrwert an Zusammenhalt und Kollegialität“, betonte Ina Kinkelin-Naegelsbach am Sonntagmittag nach dem Geburtstags-Gottesdienst in der Reutlinger Christuskirche. 20 Jahre alt ist der Verband mittlerweile, gegründet wurde er also im Jahr 2002. Werner Opitz, der erste ehrenamtliche Vorsitzende des Diakonieverbands, erinnerte sich am Sonntag an die Anfänge: „Es hatte anfangs deutliche Bedenken und auch Widerstände aus den Kirchenbezirken Münsingen und Bad Urach gegen die Gründung eines solchen Verbands gegeben“, führte der heute 82-Jährige aus. „Es wurde eine zu starke Dominanz der Großstadt Reutlingen über die ländlichen Regionen befürchtet“, so Opitz.

Zudem habe es generelle Bedenken von Kirchenseite gegeben: „Als dann aber gesehen wurde, dass an allen Stellen in den Kirchenbezirken gute Arbeit geleistet wurde, änderte sich die Stimmung nach und nach“, betonte der einstige Vorsitzende. „Es war eine gute Zeit, ich habe jede Menge dazugelernt“; zog Werner Opitz ein durchweg positives Fazit für sich selbst. Viel habe sich in den zurückliegenden 20 Jahren verändert, bestätigten auch die Mitarbeiterinnen des Diakonieverbands: „Wie schnell die Zeit vergangen ist, ich finde es beeindruckend, wie gut der Verband zusammengewachsen ist“, sagte Susanne Bauer. „Die diakonische Arbeit ist nach der Gründung des Diakonieverbands viel handlungsfähiger geworden.“

Vor dem Zusammenschluss war die diakonische Arbeit in den Diakonischen Bezirksstellen direkt den Kirchenbezirken unterstellt. „Die Arbeit wurde danach unabhängiger“, hatte Werner Opitz hervorgehoben. „Die Zusammenarbeit mit Günter Klinger als Geschäftsführer des Verbands und mit mir als Vorstandsvorsitzenden war stets harmonisch.“ Opitz bezeichnete die Entwicklung des Verbands als „Erfolgsgeschichte“ und lobte sowohl die Arbeit von Klinger wie auch die der Beschäftigten. „Die Stimmung war gut, wobei es natürlich auch immer die fachliche Auseinandersetzung brauchte.“ Christa Herter-Dank richtete ihren Blick vor allem auf die „zahlreichen innovativen Projekte, mit denen viele neue Arbeitsfelder erschlossen wurden“. Julia Schäfer verwies auf „den besonderen Geist im Diakonieverband“. Sie freue sich besonders über „den wertschätzenden Umgang mit den Beschäftigten, aber auch mit den Klientinnen und Klienten“, so Schäfer.

Während des Festgottesdienstes hatte die heutige Vorsitzende des Diakonieverbands, Gabriele Beier, betont: „In der diakonischen Arbeit wird Nächstenliebe konkret.“ In der Predigt ging der jetzige Geschäftsführer des Reutlinger Diakonieverbands Pfarrer Dr. Joachim Rückle auf die biblische Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin ein. Vielfältige Zugänge zu der Erzählung eröffneten Susanne Bauer, Ina Kinkelin-Naegelsbach und Stephanie Gohl: Dass Jesus dem offensichtlichen Sexismus seiner Zeit nicht deutlich widersprochen hat, sei aus heutiger Sicht durchaus enttäuschend. Gleichzeitig habe Jesus das Prinzip der Gewaltanwendung in Frage gestellt, das ja bereits damit beginne, dass sich jemand zum Richter über andere erhebe. „Und wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Aber: Auch der Aspekt, nicht am Vergangenen zu verharren, sondern zu fragen, wie gutes Leben in Zukunft aussehen könne, sei beachtenswert und wichtig. Am Ende gab es kräftigen Applaus für den Reutlinger Gospelchor, der für den musikalischen Schwung im Gottesdienst gesorgt hatte. Zahlreiche Gespräche gab es beim anschließenden Essen, das unter anderem mit Rohkost und Himbeersauce nicht weniger bunt und vielfältig war als der Gottesdienst.