Das Integrationsprojekt „My Integration“ zeigt, wie es migrantischen Frauen gelingt, durch individuelle Begleitung im deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Eine Teilnehmerin erzählt ihre persönliche Geschichte. Dabei spielt auch die Überwindung kultureller Unterschiede und bürokratischer Hürden eine wichtige Rolle.
Als Hanna Butska im März 2022 aus der Ukraine nach Deutschland kam, stand sie vor vielen Hürden: „Ich musste bei null anfangen, ohne Sprachkenntnisse, ohne Anerkennung meines ukrainischen Diploms. Aber ich wollte weiterhin mit Kindern arbeiten.“ Tetyana Pikulska, eine von vier Mitarbeiterinnen im Projekt beim Diakonieverband Reutlingen macht deutlich, auf welche Hürden die Frauen stoßen: „Die bürokratischen Prozesse, lange Wartezeiten und sprachliche Barrieren machen es vielen Frauen schwer, direkt eine Arbeit zu finden.“ Hinzu kommen kulturelle Unterschiede: „Viele Frauen denken in den Strukturen ihrer Heimat. Das duale Ausbildungssystem oder die deutsche Bewerbungskultur sind oft unbekannt und müssen erst neu verstanden werden.“ So sei es für sie wichtig zu lernen, anders zu denken und die neuen Regeln Schritt für Schritt anzunehmen.
Tetyana Pikulska berichtet, wie ihre eigenen Erfahrungen und die kulturelle Nähe Vertrauen schaffen und den Zugang zum komplexen deutschen System erleichtern. „Die Beratung in meiner Muttersprache und das gemeinsame Verständnis haben mir sehr geholfen“, bestätigt Hanna Butska.
Das Integrationsprojekt begleitet die Frauen eng mit persönlichen Beratungen und bietet praxisnahe Workshops. „Nach einer Veranstaltung mit einer russischsprachigen Erzieherin bekam ich die Chance auf eine Hospitation im Kindergarten, das war sehr hilfreich“, berichtet Frau Butska. Im Projekt, das im Verbund mit der migrantischen Selbstorganisation BiM e.V. in Reutlingen umgesetzt wird, werden die Frauen mit Workshops, Coachings und Netzwerken auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt, sowie für den Weg in die Selbständigkeit vorbereitet. Auch helfen die Beraterinnen ihnen, die Prozesse bis zur Anerkennung ihrer Qualifikationen besser zu verstehen. Dieser individuelle Ansatz stärkt das Selbstvertrauen der Teilnehmerinnen und eröffnet Berufsperspektiven.
Trotz persönlicher Schicksalsschläge und einiger privater Herausforderungen blieb Hanna Butska immer engagiert: „Dank des Projekts konnte ich immer wieder neue Kraft schöpfen.“ Heute arbeitet sie als Zusatzkraft im Kindergarten und studiert weiter, um ihre pädagogische Qualifikation anerkennen zu lassen. „Es braucht Geduld und Durchhaltevermögen, aber es ist alles möglich“, sagt sie. Tetyana Pikulska weist darauf hin, dass noch mehr getan werden muss, um den Zugang zum Arbeitsmarkt für migrantische Frauen zu erleichtern. „Es braucht mehr passende Überbrückungsprogramme und niedrigschwellige Zugänge, damit qualifizierte Frauen schneller und ohne Entmutigung ihren Weg finden.“
Seit Beginn des Projektes im Januar 2023 hat es vielen weiteren Frauen im Landkreis Reutlingen den Weg in den deutschen Arbeits- und Ausbildungsmarkt geebnet. „Viele Teilnehmerinnen konnten dank der gezielten Unterstützung ihre beruflichen Ziele erreichen oder neue Perspektiven entwickeln“, so Tetyana Pikulska. Aktuell sind es rund 700 Frauen aus vielen verschiedenen Herkunftsländern. Bis Projektende sollen weitere 500 Frauen persönlich betreut und begleitet werden und damit eine Chance auf ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben in Deutschland erhalten.
„My Integration“ wird im Rahmen des Programms „My Turn - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Europäischen Union über den Europäischen Sozialfond Plus (ESF plus) gefördert.