Mehr als ein Bauprojekt - wie in der Christuskirche neues Leben entsteht

Die Baumaßnahmen an der Christuskirche sind für Helmut Treutlein, langjähriger Fraktionsvorsitzender der SPD im Reutlinger Gemeinderat, ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft des Reutlinger Stadtteils Tübinger Vorstadt. In dem früheren Arbeiterviertel, in dem er bis heute lebt, entsteht mit dem Diakonische Zentrum Christuskirche ein Ort, an dem Menschen sich begegnen, einander unterstützen und Vielfalt gelebt werden kann.

Die Tübinger Vorstadt hat viele Gesichter. Fast 150 Jahre lang prägten hier Textil-, Metall- und Strickfabriken das Zusammenleben. Mit dem Niedergang der Industrie begann ein tiefgreifender Wandel. Verdichtete Bebauung, neue Zuzüge, wirtschaftliche Brüche und soziale Veränderungen formten das Viertel ebenso wie wachsende Vielfalt durch Migration.

Die Christuskirche begleitete diesen Prozess als stiller Zeuge. In der NS-Zeit als größte evangelische Kirche Reutlingens erbaut, verlor sie mit den Jahren an Bedeutung. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sank und das imposante Gebäude wurde immer weniger genutzt. 

„Ich bin hier geboren, und in der Christuskirche war mein Einschulungsgottesdienst“, erinnert sich Helmut Treutlein. „Die Glocken der Kirche schlagen bis heute die Stunden – in Zeiten der Sorge ebenso wie der Hoffnung. Das Baugerüst am Kirchenportal steht nun aber für einen Aufbruch, der weit über einen bloßen Umbau hinausgeht: Für mich ist es ein Symbol neuer Gestaltungskraft.“

Ein Zentrum für Gemeinschaft und Zusammenhalt

Mit dem Diakonischen Zentrum entsteht ein urbaner Treffpunkt, der Beratung, Sozialangebote, gemeinschaftliches Wohnen, kulturelle Veranstaltungen und Räume für Selbsthilfegruppen vereint. Bereits in der Planungsphase wurde auf Beteiligung und Transparenz gesetzt – mit Nachbarschaftsdialogen und Werkstattgesprächen. 

Das Diakonische Zentrum ist das bisher größte Sozialprojekt im Westen der Stadt, zwischen Bosch und Schulhof, Bahnlinie und Echaz. Die Umbaukosten betragen rund 21 Millionen Euro, finanziert aus Kirchenmitteln, öffentlichen und privaten Zuschüssen, Spenden und Krediten. Entstehen werden barrierefreie, energieeffiziente Gebäude mit moderner Infrastruktur und offenen Begegnungsflächen. Das Projekt zeigt, wofür Kirche und Diakonie gemeinsam stehen: Räume zu schaffen, die Hoffnung geben, Zugehörigkeit stärken und Solidarität fördern.

Ein Projekt dieser Größe ist kein Selbstläufer

Wer an sonnigen Nachmittagen den Spielplatz in der Kurrerstraße besucht, spürt, was das Viertel bewegt: Kinder unterschiedlichster Herkunft spielen zusammen, Familien kommen ins Gespräch, Nachbarschaft wächst. „Wenn ich den mit prallem Leben gefüllten Spielplatz an schönen Tagen besuche, dann sehe ich die Vielfalt unseres Viertels. Das ist ein Reichtum, der durch das Diakonische Zentrum neue Impulse bekommt,“ sagt Treutlein.

Diese Vielfalt ist zugleich Auftrag. Denn das Projekt lebt davon, dass Menschen es tragen, unterstützen und weiterdenken – finanziell wie ideell. Der Diakonieverband und die evangelische Gesamtkirchengemeinde sehen darin einen wichtigen Beitrag für eine Stadtentwicklung mit sozialem Profil. Sie freuen sich, dass das Projekt auch über Reutlingen hinaus auf großes Interesse stößt. Und Helmut Treutlein formuliert als Wunsch und Hoffnung: „Deshalb wünsche ich dem Diakonischen Zentrum viele Unterstützer, die mit ihren Beiträgen den Zusammenhalt hier bei uns und in der ganzen Stadt stärken. Das ist jede Unterstützung wert!“

Neue Impulse für städtisches Leben

Das Zentrum wird ein Raum des gegenseitigen Austauschs, von dem die Quartiersarbeit entscheidend profitiert: In Zukunft können Angebote räumlich gebündelt werden, niederschwellige Treffpunkte entstehen, Beratung und Hilfe können wohnortnah organisiert werden. In Reutlingen entstehen so neue Maßstäbe für Integration, Teilhabe und gemeinwohlorientierte Entwicklung. 

Generationen, Kulturen und unterschiedliche soziale Gruppen treffen sich künftig unter einem Dach. Das Begegnungscafé und die barrierefreien Räume ermöglichen Angebote für Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen. Die Christuskirche soll ab 2027 regelmäßig als Veranstaltungsort für Musik, Kunst, Initiativen und private Feiern offenstehen. Ein lebendiger Kulturraum für Begegnung und Zusammenhalt.

Treutlein erinnert sich noch gut an die große Zeit der Kirchenmusik in der Christuskirche, mit dem Singkreis, an dem auch seine Stiefmutter teilnahm, und mit den zahlreichen Bachaufführungen. Ein neues musikalisches Leben im Veranstaltungssaal wäre für ihn „eine wunderbare Fortsetzung – wenn jemand die Initiative ergreift und sie mit Leben füllt“.

Hoffnung für ein starkes Quartier

„Wir freuen uns über die Offenheit der evangelischen Kirche und die Gründung des Diakonischen Zentrums in unserem Stadtviertel“, betont Helmut Treutlein. „Das ist ein starkes Zeichen – und es gibt Hoffnung, weit über unser Viertel hinaus.“

Übrigens: Am 1. Advent 2026 sind alle Baugerüste abgebaut, denn dann wird die Wiedereinweihung gefeiert.

Die zukünftigen Beratungsangebote im Diakonischen Zentrum Christuskirche

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